Die Crohn-Krankheit ist die chronische und beträchtliche Entzündung des Darms. Sie ist bis heute nicht heilbar, die bekannten Therapien lindern nur die Symptome. Eine neue Studie hat jedoch ergeben, dass die Behandlung der Crohn-Krankheit mit Probiotika möglich wäre.
Meistens sind der untere Trakt des Dünndarms und der Dickdarm betroffen, aber die Crohn-Krankheit kann überall im Darmsystem auftreten. Die Entzündung ist besonders tiefgreifend und dauerhaft, sie greift nicht nur die Schleimhaut, sondern die gesamte Darmwand an, mit der Zeit können sich auch Geschwüre bilden. Die Krankheit tritt an vielen Stellen des Darms auf, schon beim Erscheinen sind die Beschwerden sehr stark. Von tausend Leuten haben zwei die Crohn-Krankheit, sie entsteht meistens bei jungen Erwachsenen, kann aber auch bei Kindern vorkommen.
Das typischste Symptom der Crohn-Krankheit ist chronischer, besonders flüssiger Durchfall, der mit schmerzhaften Krämpfen an der rechten Seite des Unterleibs einhergeht. Die Schmerzen sind so stark, dass sie oft mit Blinddarmentzündung verwechselt werden.
Der Durchfall und die entzündete Schleimhaut haben zur Folge, dass die Nährstoffaufnahme gestört wird, Mangelerscheinungen und Anämie können auftreten. Das Immunsystem wird geschwächt, der Patient ist erschöpft und hat keinen Appetit, meistens hat er auch Fieber. Dickdarmriss und Darmabszesse können bei Crohn-Patienten auch vorkommen.
Bis heute gibt es keine eindeutige Erklärung für das Auftreten der Krankheit. Man kann mit Sicherheit feststellen, dass eine familiäre Disposition besteht, bei Erkrankung der Eltern ist die Chance etwa 20%, selbst zu erkranken. Einige Ansätze vermuten autoimmune Prozesse im Hintergrund. Die Krankheit hat aber nichts mit Stress oder mentalen Störungen zu tun. Es ist wichtig zu wissen, dass die Crohn-Krankheit nicht ansteckend ist, obwohl Krankheitserreger beim Erscheinen eine Rolle spielen. Dafür haben Forscher an der Pennsylvania University Beweise gefunden, sie stellten einen Zusammenhang zwischen der Crohn-Krankheit und einer Unterart des, auch in der gesunden Darmflora vorhandenen Proteobacteria Bakteriums fest. Demzufolge kann die Änderung der Zusammensetzung der Darmflora durch Senkung der Anzahl dieser Bakterien bewirken, dass das Risiko an Crohn-Krankheit zu erkranken erheblich gesenkt wird.
Laut einer Studie in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine kann die Ursache der Crohn-Krankheit das Bakterium Proteobacteria sein. Dieses Bakterium produziert das Enzym Urease in großen Mengen, das Urease (Karbamid) in Kohlendioxid und Ammoniak abbaut. Ammoniak, bzw. die daraus von Bakterien produzierte Ammoniasäure löst die für die Crohn-Krankheit typische Entzündungsreaktion in der Darmschleimhaut aus, dabei gerät auch die Darmflora aus dem Gleichgewicht. Wäre es also möglich, die Zusammensetzung der Darmflora so zu ändern, indem die Zahl der Ammoniak produzierenden Bakterien gesenkt wird, könnte die Crohn-Krankheit viel einfacher behandelt werden.
Dr. Gary D. Wu und seine Mitarbeiter haben zuerst Stuhlproben von 90 Crohn-Patienten und 26 gesunden Kindern verglichen. Es stellte sich heraus, dass in den Proben der Patienten eine höhere Anzahl an Proteobakterien, sowie an beim Nitrogenstoffwechsel entstehenden Aminosäuren vorhanden waren. Die Forscher führten Versuche an Mäusen durch, um die Änderungsprozesse im Darm im Zusammenhang mit dem Nitrogenstoffwechsel zu beobachten. Sie „reinigten” die Darmflora der Tiere, und setzten Urease-negative und Urease-positive Escherichia Coli Bakterien ein. Die Urease-negativen Bakterien hatten keine Dysbiose zur Folge (das heißt, die Darmflora geriet nicht aus dem Gleichgewicht), bei den Mäusen, die mit urease-positiven Escherichia Coli behandelt wurden, kam jedoch der Prozess in Gang und auch die Dickdarmentzündung verschlechterte sich.
Nach der Versuchsreihe an Mäusen wurde die Methode auch an Menschen getestet, das Ergebnis war der Rückgang der bakteriellen Belastung. Dr. Wu meinte, dass demnach auch bei Menschen mit Darmentzündungen die Darmflora günstig modifiziert werden könnte.
Wenn die Anzahl der Urease produzierenden Bakterien sinkt, geht auch das Risiko einer Dysbiose zurück und die Crohn-Krankheit kann effektiver behandelt werden.
Quelle:
Science Translational Medicine
Vol. 9, Issue 416, doi: 10.1126/scitranslmed.aah6888
„A role for bacterial urease in gut”