Helicobacter pylori mag zwar Magengeschwür und Magenkrebs verursachen, dieses Bakterium kann aber auch Schutz gegen zahlreiche Krankheiten bedeuten. Wie ist das möglich?
Helicobacter pylori ist böse, es produziert gefährliche Giftstoffe, man sollte es so schnell wie möglich loswerden, das hört man oft. Bevor aber dieses Bakterium drastisch bekämpft wird, sollte man auch die gute Seite kennenlernen.
Helicobacter pylori Bakterien vermehren sich in der Magenschleimhaut, hier sind sie nämlich nicht zu stark der Magensäure ausgesetzt. Diese winzigen Mikroorganismen schädigen die natürlichen Säureschutzmechanismen des Magens, und produzieren Toxine, damit tragen sie zur Entstehung von Geschwüren, Magenentzündung, Magenkrebs und weiteren Krebsarten des Magen-Darmsystems bei, aus diesem Grund wird eine Helicobacter-Infektion meistens mit Antibiotika bekämpft. Etwa jeder 5. Patient, bei dem dieser Erreger vorhanden ist, zieht sich kleinere Verletzungen an der Magenwand zu. Müssen diese Bakterien wirklich als Feinde betrachtet werden? Produzieren sie wirklich nur Gift, oder haben sie auch irgendeine positive Wirkung?
Das Ergebnis eines Versuches über die Wirkung von Helicobacter pylori hat folgendes nachgewiesen: ein als gefährlich eingestufter Bakteriumstamm kann auch nützlich für den Organismus sein. Mehr als 10 000 Testpersonen wurden über 12 Jahre lang beobachtet, es wurde festgestellt, dass Personen mit diesem Typ von Helicobacter zwar häufiger an Magenkrebs erkrankten, jedoch bedeutend seltener an Lungenkrebs oder Stroke. Das Bakterium wirkt sich positiv auf das Immunsystem aus, es setzt sich im Magen fest, der Organismus produziert daraufhin Immunzellen, sog. T-Zellen, die eine bedeutende Rolle beim Kampf gegen Tumore und Viren spielen. Sogar Ekzeme erscheinen um ein Drittel seltener bei Personen mit Helicobacter pylori, werden diese aber mit Antibiotika abgetötet, ist der Organismus diesen Krankheiten schutzlos ausgeliefert.
Quelle:
Giulia Enders: Darm mit Charme. Alles über ein unterschätztes Organ